Cloud-basierte Services sind heute eine Selbstverständlichkeit. Die meisten Unternehmen nutzen sie parallel zu ihren praxiserprobten On-Premise-Systemen und profitieren somit von den geringen Gesamtkosten im Betrieb (TCO, Total Cost of Ownership). Der Nachteil solcher Hybridlandschaften liegt auf der Hand: Nach und nach wächst eine organische IT-Landschaft aus unterschiedlichen Applikationen und Services heran. Der Versuch, die beiden Welten in Eigenregie zu verschmelzen, ist ziemlich herausfordernd. Oft enden Integrationsprojekte schon, noch ehe sie begonnen haben – etwa, weil der CSO aus Sicherheitsbedenken keine eingehende Kommunikation aus der Cloud in sein On-Premise-Universum zulässt.
Mit der 2017 gelaunchten SAP Cloud Platform Integration (SAP CPI) steht eine ideale Lösung zur Verfügung, um diese beiden Welten miteinander zu koppeln und zusätzlich klassische Middleware-Features wie Mapping, Nachrichten-Routing, zentrales Monitoring und technische Adaptoren nutzen zu können. Denn die SAP CPI kann genau das: verschiedenste Integrationsszenarien – speziell Cloud-2-Cloud und Hybrid-Szenarien – zentral verwalten, betreiben und monitoren. Der Nutzen: mehr Transparenz, ein einfacheres und zentralisiertes Monitoring der unterschiedlichen Integrationsszenarien und damit mehr Effizienz beim Betrieb hybrider IT-Landschaften.
Rasch auf den Markt reagieren durch fertigen "Integration content"
Womit tritt die smarte „Cloud-Middleware“ von SAP nun an? Neben einer Entwicklungsplattform und einer Laufzeitumgebung bietet die SAP CPI eine Vielzahl vorgefertigter Integrationspakete (= "Integration content"). Damit lässt sich beispielsweise die „ELSTER“-Schnittstelle zur Datenübertragung an das deutsche Finanzamt realisieren. Aber auch gesetzeskonforme Rechnungs-Übertragungen (in unterschiedlichen Ländern) und selbst die Integration SAP-eigener „großer Cloud-Lösungen“ wie SuccessFactors, C4C oder der Ariba Plattform sind damit möglich.
Und natürlich kann auch auf der „grünen Wiese“ entwickelt werden – der ständig wachsende SAP API Business Hub und der SAP Open Connectors Katalog sind hier sehr hilfreich. Neue Integrationszenarien lassen sich mit der SAP CPI also zügig realisieren. Unternehmen können so rasch auf Änderungen im Markt reagieren – und dass bei sinkenden Entwicklungskosten.
Neben der reinen Prozessintegration, mit der sich Geschäftsprozesse intelligent verknüpfen und manuelle Prozesse automatisieren lassen, wartet die Plattform auch mit einer leistungsstarken Datenintegration auf. Diese Datenintegration findet in Echtzeit statt und es lassen sich offene Dateiformate, Webstandards und Systeme von Drittanbietern mit der SAP CPI koppeln.
SAP CPI als Nachfolger der PI/PO?
Der Großteil der SAP Kunden mit klassischer On-Premise Landschaft löst die Integration von Fremdsystemen derzeit über die SAP Middleware PI (Process Integration) bzw. deren funktional erweiterten Nachfolger PO (Process Orchestration). Dabei werden mit einer Vielzahl verschiedener Adaptoren und Mappingtechnologien die auszutauschenden Daten „zurechtkonvertiert” um unterschiedlichste SAP und non-SAP Systeme, Anwendungen und Services lückenlos zu integrieren.
In jüngster Zeit haben sich in den einschlägigen SAP Foren die Hinweise verdichtet, dass die Strategie von SAP darauf abzielt, die On-Premise basierte PI bzw. PO durch die cloudbasierte SAP CPI als SAP-eigene „Middleware to go“-Lösung zu ersetzen. Hilfreiche Treiber sind dabei häufig gesetzliche Anforderungen: geänderte rechtliche Grundlagen ziehen Anpassungen nach sich, die – leider, leider – nur im neuen Produkt verfügbar sind. So bringt die strategische Positionierung nicht nur die Digitalisierung in den Unternehmen voran, sondern forciert durch priorisierendes Anbieten auch die Platzierung des Produktes am Markt. Marketing at it’s best.
Gibt es auch Nachteile?
Klar ist zu sagen, dass mit der SAP CPI die Kosten für eine „Datendrehscheibe“ für die meisten Unternehmen sinken. Denn eine Middleware On-Premise ist – des großen Infrastrukturaufwandes (Datenbank, Sizing, Performance) und der folgenden Betriebskosten wegen – eine richtig kostenintensive Investition, die gerade kleinere Unternehmen oft abschreckt. Mit der CPI als Cloud-Variante einer Middleware fährt man hier definitiv günstiger. Dafür stellen sich andere Fragen, wie jene nach Verfügbarkeit, Service Level und mangelnder Kontrolle über die Systeme. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht klar ist, wem Software, die auf der SAP Cloud Plattform entwickelt wird, gehört. Vermutlich sind beide Seiten – der SAP Kunde wie SAP selbst – überzeugt, im Besitz der „Intellectual property“ zu sein. Auch das dürfte in Zukunft noch ein spannendes Thema werden.
Und natürlich ist auch noch nicht jeder Kunde gleichermaßen für SAP CPI geeignet. Letztlich macht ihr Einsatz derzeit nur dann Sinn, wenn mindestens auf einer Seite eine Cloudanwendung im Spiel ist, also etwa eine SAP On-Premise-Installation und Anwendungen in der Cloud, oder wenn bereits vorhandener Integrations-Content genutzt werden kann. Dazu kommt, dass bei der Kommunikation in Hybridlandschaften einige Securityvorgaben zu berücksichtigen sind, die Schnittstellenthemen entgegenwirken. So können etwa, die in der SAP-Welt noch immer oft genutzten, unverschlüsselten Protokolle RFC oder FTP nicht für eine Integration mittels CPI verwendet werden. Die „klassische FTP/File-Schnittstelle“ passt einfach nicht zum Cloud-Ansatz!
Und so gilt für die „Cloud-Middleware“ von SAP, was für alle IT-Projekte gilt: Die Migration auf eine bzw. die Einführung einer cloudbasierten Middleware braucht professionelle Begleitung, damit Probleme bereits frühzeitig erkannt und gelöst werden können.